Bubikon


Personen und Daten: Johannes Stumpf war in Bubikon Prior der Johanniterniederlassung und Pfarrer. In seiner Chronik schildert er das Treiben der Bauern, die, nach dem Kloster Rüti, am Montag, dem 24. April 1525, auch noch das Johanniterhaus in Bubikon besetzten. Insgesamt schätzt er ihre Anzahl auf 1200. Im Gegensatz zu Heinrich Felder, dem Schaffner (Verwalter) und Dienstherrn des in Heitersheim (40 km nördlich von Basel) residierenden Grosskomturs, war Johannes Stumpf ein neugläubiger Konventsbruder. Er berichtet, dass im Chor der Johanniterkapelle die Beratungen über die Forderungen stattfanden, welche die Bauern am nächsten Tag einer Delegation des Zürcher Rats vorbringen wollten. Tatsächlich lasen sie am Dienstag, dem 25. April 2025, in Rüti den angereisten Ratsvertretern 27 Artikel vor und zogen anschliessend ab.

Schlüsselaussagen: Im Vorjahr, am 25. Januar 1524, hatte die Gemeinde Embrach, einschliesslich vieler Höriger des Chorherrenstifts, erstmals mit evangelischen Argumenten die Abschaffung der Leibeigenschaft gefordert – in einem Beschwerdebrief an den Zürcher Rat: «[D]iewil jetz uss dem heiligen Evangelio und rechter göttlicher geschrift [ge]funden werde die fryheiten, und sonderlich, dass [k]ein Mensch des anderen eigen sin sölle, vermeinint si eben merklich und hoch beschwert zuo sind mit dem lass, der [lib-]eigenschaft und ungnossami, in hoffnung, dass si hinfür niema[ndem] witer solicher [lib-]eigenschaft ir(es) lib(s) und (irer) güetern verbunden sin» (Artikel 3).
Die Bauern des Grüninger Amts rechtfertigten in ihren Artikeln zunächst die Klosterbesetzung: Der Abt von Rüti habe sich an Vereinbarungen «nit ghalten», als er versucht habe, «bi nacht und bi nebel» (Artikel 1) Klostergut wegzuschaffen. Darauf folgt ihr evangelisches Hauptargument und politische Forderungen: Sie seien «beschwert mit der [lib-]eigenschaft und vermeinend, keinen herren zuo haben [als] Gott», aber «unsere Herren von Zürich söllend ire schirmherren sind» (Artikel 2). Daher «vemeindend si keinem Herren schuldig ze sind» (Artikel 4), was ein Leibherr forderte: «kein huon» (Artikel 4), «kein(en) tagwan» (Artikel 5), «weder fäl noch gläss» (Artikel 6).
Erläuterung: Einem Leibherrn war man zusätzliche Abgaben (z.B. ein Fastnachtshuhn, «huon») und Frondienste («tagwan») schuldig. An ihn fielen im Todesfall die besten Erbstücke (Fall, «fäl»), wenn der Ehepartner einem anderen Leibherrn gehörte (ungenossame Ehe, «ungnossami») sogar alles (Lass, «gläss»).

70 km in die Freiheit: Rüti: Schlüsselereignis / Bubikon: Schlüsselaussagen / Fehraltorf: Schlüsselerkenntnisse / Töss: Schlüsselmoment / Lufingen: Schlüsselfrage für Pilgernde / Embrach: Offenkundige Freiheit